Das Renommierprojekt AlpTransit Gotthard, derzeit in aller Munde, ist nur der bisherige Höhepunkt einer langen, hochinteressanten Verkehrsgeschichte. Der Gotthard, verlockend schon für die Römer, die den Ausbau dennoch wegen der Respekt einflößenden Anstiege und der engen Schluchten scheuten, wurde erst im 13. Jahrhundert ausgebaut. Die Bahn eroberte den Schweizer Pass 1882, der Kfz-gebundene Individualverkehr lief der Gotthardbahn ab 1980 endgülig den Rang ab.

Doch das zusammenwachsende Europa bietet der Bahn neue Chancen, die sie - wie so oft in der Schweiz - wohl zu nutzen weiß. Für SBB Cargo beispielsweise ist die Gotthardstrecke die strategisch bedeutene Transitachse, die die Nordseehäfen und Industriegebiete der Benelux-Länder und Deutschlands mit den wirtschaftlich starken Regionen Norditaliens verbindet. Freier Netzzugang sorgt zum Einen dafür, dass seit kurzem ausländische und private Güterzüge auf der Gotthardbahn verkehren, bietet den SBB aber andererseits die Möglichkeit, mit ihren Güterzügen durch halb Europa unterwegs zu sein. Mit System - und das nicht nur in Form eines Systemfahrplans - geht die Schweizer Bahn daran, das Schienenangebot vor allem im Güterbereich noch konkurrenzfähiger gegenüber dem Straßentransport zu machen.

Die beliebt und schon länger vergriffene Sonderausgabe des EJ über die Gotthardbahn ist hier in bewährter Weise neu aufgearbeitet worden. Der Schweiz-Spezialist Beat Moser ergänzte die attraktiven Reiseberichte von den Zufahrtslinien und den Gotthard-Rampen mit aktuellen Entwicklungen, neuen Zahlen, Fakten und Daten und dem Neuesten von Europas sicher interessantester Bahn-Baustelle. Dass die brillante Bebilderung durch neue Aufnahmen und weitere historische, bislang unveröffentlichte Schätze nicht gelitten hat, dürfte für EJ-Kenner schon selbstverständlich sein.